Ein ähnlicher Fall fand in unserer Geschäftsstelle in Ostermünchen statt: Ein älterer Kunde war gerade dabei, 35.000 Euro abzuheben, um sie einer angeblichen Cousine in Not zukommen zu lassen.
Das erregte die Aufmerksamkeit von Angelika Fordermeyer, unserer Kollegin am Service-Schalter. Sie bat den Kunden, die Angaben seiner vermeintlichen Cousine aus München noch einmal zu überprüfen. Die Nachfrage im Familienkreis bestätigte ihren Verdacht, denn der Kunde war kurz davor, den großen Geldbetrag an Betrüger zu verlieren - im guten Glauben, einer Verwandten zu helfen. Angelika Fordermeyer rief sofort die Polizei, doch die Betrügerin war nicht zu fassen.
Diese Fälle zeigen:
- Der "Enkeltrick" kann jedem passieren.
- Solche Fälle gibt es auch hier in unserer Region.
- Es ist wichtig, sich anderen Personen anzuvertrauen.
- Ihre Bank ist auch in Notfällen für Sie da und die Mitarbeiter sind für solche Situationen geschult.
Was ist der Enkeltrick?
Für den hinterhältigen „Enkeltrick“, oder auch „Neffentrick“ kontaktieren die Betrüger telefonisch ihr potenzielles Opfer. Sie geben sich als ein Familienmitglied oder nahen Bekannten aus, der sich in einer Notlage befindet.
Die männlichen oder weiblichen Betrüger geben meist vor, sich in finanzieller Not zu befinden oder vor einer einmaligen finanziellen Chance zu stehen. Die Opfer werden dann kurzfristig um Hilfe – in Form von Bargeld - gebeten. Natürlich immer mit dem Hinweis, unbedingt diskret zu handeln und sich nicht an andere Personen zu wenden. Um an das Ersparte der Betrogenen zu gelangen, wird Gutgläubigkeit und Hilfsbereitschaft gezielt ausgenutzt.
So gehen die Enkeltrick-Betrüger vor
Das Vorgehen der Betrüger ist immer sehr ähnlich: Die Täter suchen zunächst im Internet oder im Telefonbuch nach Namen, die auf ein gehobenes Alter der Opfer hinweisen können. Daraus wählen sie zufällig eine Telefonnummer.
Bei ihrem Anruf melden sie sich dann oft mit „Hallo, rate mal wer am Telefon ist!“ und wenn ein Name genannt wird – „Sabine, bist Du es?“ - gibt der Betrüger sich direkt als diese Person aus. Die Betrüger sind sehr eloquent, überzeugend und lenken geschickt das Gespräch.
Sie täuschen bei Bedarf auch eine schlechte Verbindung oder Heiserkeit vor, um mögliche Unterschiede in der Stimme zu erklären. Dann lenkt der Anrufer das Gespräch auf seine Notlage und drängt darauf, dass er sich sehr schnell Bargeld oder Wertsachen ausleihen muss - oftmals im Bereich von mehreren tausend Euro.
Als Grund kann unter anderem eine dringende KFZ-Reparatur, ein Unfall, der Kauf eines Autos oder einer Wohnung vorgeschoben werden. Auch wird eine sofortige Geldübergabe gefordert und Überweisungen oder andere Verzögerungen werden nicht akzeptiert.
In anderen Fällen geben die Täter am Telefon auch vor, Polizisten zu sein. In diesem Fall wird ein bedrohliches Verschwörungsszenario vorgegeben – dazu gehört, dass die Ersparnisse und Wertsachen des Opfers nur sicher seien, wenn diese den vermeintlichen Polizisten übergeben werden.
Merke: Die Polizei oder andere staatliche Stellen werden Sie niemals danach fragen, Geld oder Wertsachen zu übergeben!
Häufige Anrufe, um Druck aufzubauen
Zusätzlicher Druck wird durch häufige Anrufe aufgebaut – durchaus alle zwei Minuten, damit das Opfer gar nicht die Zeit hat, andere Personen zu kontaktieren. Der Täter überredet das Opfer auch immer zu absoluter Verschwiegenheit gegenüber der Bank und anderen Angehörigen.
Sobald das Opfer den geforderten Geldbetrag abgehoben hat, ruft der Betrüger wieder an und kündigt an, dass ein vertrauenswürdiger Freund oder ein offiziell Beauftragter (wie ein Mitarbeiter eines Notars oder Immobilienbüros) zur Abholung des Geldes kommt. Nach kurzer Zeit taucht der „Freund“ oder der angeblich vertrauenswürdige Beauftragte auf, bedankt sich und verschwindet mit dem Geld, das dann erst einmal weg ist.
Was können Sie tun? Tipps für den Ernstfall
Bei akutem Verdacht auf Betrug oder wenn Sie sich gar bedroht fühlen, sollten Sie direkt den Notruf 110 wählen. Die Polizei hilft Ihnen schnell weiter und wird Sie dabei unterstützen, herauszufinden, ob Sie es mit einem Betrüger zu tun haben.
Wichtig ist, dass Sie immer misstrauisch bleiben, wenn angebliche Verwandte oder auch vermeintliche Polizisten am Telefon Geld fordern. Legen Sie in diesem Fall am besten erst einmal auf und rufen Sie eine bekannte Nummer an, von der Sie genau wissen, dass darunter eine Vertrauensperson erreichbar ist.
Zudem sollten Sie in dieser Situation niemals Auskünfte über familiäre oder finanzielle Verhältnisse geben und sich nicht unter Druck setzen lassen. Eine gute Möglichkeit ist auch, Kontrollfragen zu stellen, wie zum Beispiel nach dem Namen eines anderen Familienmitgliedes.
Holen Sie sich Unterstützung!
Eine zweite Person kann oftmals besser beurteilen, ob sich das Ereignis verdächtig anhört und Sie besser vorsichtig sein sollten. Kontaktieren Sie deshalb direkt vertraute Personen, Ihren persönlichen Bankberater oder auch die Polizei. Diese außenstehenden Personen wurden nicht unter Druck gesetzt und können somit während dieser akuten Notsituation womöglich klarer denken und die Situation besser beurteilen.
Im Fall des Falles können im Ernstfall auch sofort Ermittlungen eingeleitet werden, um weitere Opfer vor den Betrügern zu bewahren. Die Rosenheimer Polizei hat für solche Fälle sogar eine eigene Ermittlungsgruppe ins Leben gerufen, um Telefonbetrug gezielt aufklären zu können.
Wie Ihre Bank Sie unterstützen kann
Die Mitarbeiter unserer Bank haben spezielle Informationen und Schulungen zum „Enkeltrick“ und zu Telefonbetrug allgemein erhalten. Unsere Kollegen wissen, welche Tricks angewendet werden, informieren Sie gerne und unterstützen Sie in kritischen Situationen.
Ihr Bankberater oder Ihre Bankberaterin wird Sie in allen Belangen unterstützen, kann einen Rückruf bei dem vermeintlichen Angehörigen anbieten oder die gegebenen Informationen prüfen.
Leider kann diese hinterhältige Betrugsmasche jedem passieren. Aber die gute Nachricht ist: Niemand muss diese Situation allein durchstehen. Ihre Angehörigen, Ihr Bankberater und die Polizei helfen Ihnen gerne!
Ehrung durch das Polizeipräsidium
Unsere Mitarbeiterin Angelika Fordermeyer, die den Betrugsfall in Ostermünchen verhindern konnte, freute sich übrigens nicht nur über den Dank des betroffenen Kunden. Auch Polizeipräsident Robert Kopp vom Polizeipräsidium Oberbayern Süd sprach der Bankmitarbeiterin ein Lob für ihr couragiertes Eingreifen aus.
Bei der offiziellen Ehrung zeigte sich Mirko Gruber, Mitglied des Vorstandes der meine Volksbank Raiffeisenbank eG, überzeugt, dass „ein enger persönlicher Kundenkontakt manche Straftat verhindern kann“.
Unsere Kollegen sind gerne für Sie da! Entdecken Sie hier alle unsere Geschäftsstellen oder kontaktieren Sie bei Fragen unser KundenDialogCenter telefonisch, per Mail oder Chat.