Regionales | Diridari
Alltagsgschichtn mit Sepp Pfenninger: egal, ob's ums Bezahlen, die Geldanlage oder andere Bankgeschäfte geht - der Pfenninger findet immer einen Weg, wie man Einfaches kompliziert gestalten kann. Aber es is no oiwei guad ganga, oder?
07:30 Uhr
Am Montagmorgen im katastrophalen Rosenheimer Berufsverkehr den Brückenberg hinaufkriechend, gehe ich bereits gedanklich meinen Tag durch: Zwei Termine am Vormittag, in der Mittagspause schnell ein Geschenk für Oma Traudl in der Stadt besorgen und am Abend nach der Arbeit auf zur Geburtstagsfeierei - man wird ja schließlich nur einmal "siemasiwazg Joahr" (77 Jahre) alt.
09:30 Uhr
Der erste Termin ist rum und mein Magen knurrt verärgert. Ich mache mich auf zum Bäcker um die Ecke. Die Schlange scheint endlos zu sein und ich habe lange genug Zeit, um mich zwischen einer Leberkas-Semmel und einer Frischkäse-Brezn zu entscheiden.
Mist – meinen Geldbeutel habe ich nicht dabei, der liegt wohl noch auf dem Schreibtisch im Büro. „Meine Tochter hat mir doch erst vorgestern sowas auf meinem Handy installiert, damit ich damit bezahlen kann. Naja, dann probier ma‘ des doch einfach mal aus, wird scho schief gehen!“, denke ich mir und bestelle leicht nervös die Leberkas-Semmel.
„2,50 € macht das dann bitte – darf‘s noch a Senf dazu sein?“
„Nein, danke. Ich dad mit meinem Handy zahlen, geht das?“
„Freilich, wir sind doch jetzt auch top modern und haben hier das Kastl. Heb’s einfach mal hin, dann sehen wir gleich, ob’s hinhaut.“
„Zweimal drücken, dann mit dem Fingerabdruck entsperren und einfach hinhalten“, denke ich angestrengt „so hats die Leni gesagt.“
PIEP.
Das war ja einfach. Da sag noch einmal einer, als Mittfünfziger kommt man mit der ganzen Technik nicht mehr klar. Und sogar gleich eine Meldung am Handy erhalten: „Neuer Umsatz mit Ihrer Kreditkarte - Sie haben 2,50 € an Bäckerei Hintermeier gezahlt.“ Echt praktisch.
Zurück im Büro esse ich voller Genuss kurz vor Termin Nummer Zwei die kontaktlos mit dem Handy bezahlte, sauguade Leberkas-Semmel.
12:00 Uhr
Ich schwinge mich aufs Dienstradl und zwei Minuten später stehe ich vor Traudls Lieblingsgeschäft in der Innenstadt. Glücklicherweise ist Traudl bei ihren Wünschen immer sehr präzise, sodass ich ohne viel Sucherei gleich das Richtige finde.
An der Kasse zücke ich meinen Geldbeutel. „Hä? Da war doch gestern noch ein 50er drin? So schnell wie mein Geld immer Füße kriegt …“, denke ich mir und nehme meine girocard heraus.
„49,99€ macht das dann bitte – soll ma‘ noch a nettes Schleiferl dran binden?“, fragt die Kassiererin zuckersüß.
„Des wär a Sach, vielen Dank. Ich dad dann mit Karte zahlen.“
„Gern, einfach ans Gerät hinheben.“
PIEP.
Zwei vier null neun. Seit ich unseren Hochzeitstag als PIN verwende, vergesse ich ihn seltener – nur noch jedes zweite Jahr. Also, den Hochzeitstag. Ich setze gerade zum Eintippen an, da nimmt Bärbel, wie ihr hellblaues Namensschild verrät, das Gerät wieder zurück hinter die Theke.
„Sammas scho – musst gar kein PIN eingeben. Erst ab 50 €. Das haben sie wegen der ganzen Hygienegeschichte eingeführt. Find ich gar nicht so blöd, hat man weniger Bargeld in den Händen. Mei Nachbarin hat mir erst letztens erzählt, dass die Cousine von einer Bekannten ..“
Hinter mir räuspert sich der nächste Kunde lautstark.
„Achso“, antworte ich verdutzt „na dann – an schönen Tag noch!“
Ich trete in die Pedale um pünktlich zurück an meinen Schreibtisch zu kommen.
16:45 Uhr
„Pfiadeich, bis moing!“, rufe ich den Kollegen beim Gehen zu.
Ich setze mich ins Auto und fahre geradewegs zu Oma Traudl. Dank Bärbels Schleife sieht das Geschenk sogar einigermaßen vorzeigbar aus.
„Heute kann es regnen, stürmen oder schneien, ...“
Eine tolle Feier, Oma Traudl freut sich und das ist doch die Hauptsach'.
Nach dem Essen kommt Tochter Leni auf mich zu.
„Pap, ich hab heut früh an 50er aus deinem Geldbeutel raus, wir sind doch heut nach Wasserburg gefahren mit den Mädels und ich hab’s nicht mehr zur Bank geschafft. I heb’s morgen ab und gib’s dir dann.“
„Kein Problem, Leni, kannst es mir auch kwitten“ sage ich beiläufig. Als ich vorhin an der roten Ampel stand, habe ich im Schaufenster der Volksbank Raiffeisenbank gesehen, dass man mit der Funktion „Kwitt“ Geld an Kontakte auf dem Handy senden kann.
„Alles klar, mach i.. – Moment, seit wann kennst du dich so gut mit den Funktionen von deinem Handy aus, Pap? Ich bin ja froh, dass du mittlerweile weißt, wie man Emojis benutzt.“
„Tja, da schaust du, nicht wahr! Dein alter Herr ist halt doch nicht so altmodisch, wie du immer meinst.“
„Scheint so. Naja, solange du nicht zum TikTok-Star werden willst, ist ja noch alles im grünen Bereich.“
„Zum was?“