Regionales | Diridari
Alltagsgschichtn mit Sepp Pfenninger: egal, ob's ums Bezahlen, die Geldanlage oder andere Bankgeschäfte geht - der Pfenninger findet immer einen Weg, wie man Einfaches kompliziert gestalten kann. Aber es is no oiwei guad ganga, oder?
Vroni Pfenninger ist besorgt. Ihr Mann ist nicht mehr wiederzuerkennen. „I woas nimma weiter, Maria. Der Sepp is wie ausgewechselt, hod koa Freid mehr an nix und niemandem.“
„Vroni, da hab i was glesn letztens, i glab des nennt man ‚Lockdown-Depression‘“, meint Maria, Vronis beste Freundin, beim wöchentlichen Tratsch-Telefonat am Freitag-Vormittag.
„Wos ... moanst ... moanst mei Sepp is depressiv?“, fragt Vroni geschockt. In ihrer Sorge vergisst sie glatt das heiße Bügeleisen auf dem Hemd, das sie gerade begonnen hatte zu bügeln während des Telefonierens – Multitasking hoid.
„Mei des kannt scho sei, sonst war er ja immer viel unter de Leid – jetzt konn er weder Kartln beim Wirt, no mitm Schorsch zu de Stockschützen. Des werd ihm halt abgeh. Und der große Telefonierer is er ja ah net“, meint Maria.
„Ja, muss i mir mal Gedanken machen. HERRGOTT, as Hemad is hi! I muss auflegn Maria, pfirti machs guad!“ Multitasking missglückt. Ein bügeleisenförmiger Brandfleck schmückt jetzt das Hemd.
Koa blöder Spruch? Oh mei...
Der verbrannte Geruch ist auch einige Zeit später noch im Hause Pfenninger vernehmbar. Als Sepp Mittag von der Arbeit nach Hause kommt, merkt er nur teilnahmslos an, dass eventuell ein bisschen lüften nicht schaden würde. Oh mei. Früher hätt des mindestens zwoa blede Sprüch gegeben.
Am Mittagstisch spricht Vroni Ihre Sorgen an.
„Sepp, jetzt red halt mal mit mir. Was ist denn los mit dir zurzeit?“
„Mei, ich weiß gar nix mit mir anzufangen. Nix kann i machen, komm ned unter d’Leid…“ sagt er bedrückt und stochert in seim Essen herum.
„Weißt was, Sepp, i hab a Idee. Morgen besuchst einfach mal dei Schwester, die gfreid sich und du siehst mal wen anders. Ach ja und dann könntest glei no bei da Bank vorbeigehen und an Huber wegen der Kreditkarte fragen. Die Volksbank liegt eh auf dem Weg.“
„I woas ned …“, entgegnete Sepp, sichtlich unmotiviert. Seine Schwester Frieda ist nicht unbedingt der Kontakt, den er sich wünscht.
„Nix da, des machst, des is a gute Idee. I sag der Frieda Bescheid, dass du morgen vorbeischaust.“
Vroni ist stolz auf ihre Idee – drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, der Sepp hat endlich mal wieder an Kontakt, Vroni spart sie sich den Weg zur Bank und kann sich ganz ungestört am Nachmittag ihre Telenovela „Rosige Zeiten“ anschauen. Eine richtige Win-Win-Situation.
Am nächsten Tag, Spätnachmittag, hört Vroni, dass die Tür aufgeschlossen wird. Des muss der Sepp sein, der von seiner Schwester kommt. Fröhlich vor sich hinpfeifend betritt er das Haus.
„Servus Spotzal“, sagt er gut gelaunt, als er seiner Frau begegnet.
„Hallo Sepp. Na wie wars?“
„Super! Jetzt bin i wieder richtig gut drauf!“
„Mei, des gfreid mich aber, mein Schatz! I richt schon mal das Abendbrot her, kannst ja derweil no bissl fernsehen. I schrei dir dann!“
Vroni verschwindet in der Küche und ist mächtig stolz, dass ihr Plan so aufgegangen ist, wie sie sich das vorgestellt hat. Gut gelaunt paniert sie die Schnitzel und haut sie in die Pfanne, als das Telefon klingelt.
„Pfenninger, hallo?
Ach Frieda, griasdi. Na, war schee hab i gehört?
Wie, du wartst jetzt nimma länger?
Wos, der war garned da?
I klär des moi und ruf dich zruck!“
Kontakte reduzieren leicht gemacht
„SEPP!“
„Ja, Spotzal?“
„Wieso sagt die Frieda, du warst ned bei ihr? Wo warst denn dann?“, fragt Vroni im Wohnzimmer angekommen.
„Mei – die hab i ja total vergessen. Naja, ned so schlimm, die wird sowieso ihr Schnulzen da am Nachmittag im Fernsehen angeschaut haben. Blumige Zeiten oder wie des heißt.“
„Jetzt versteh i garnix mehr, wo warst denn dann?“
„Naja beim Huber bei da Volksbank Raiffeisenbank, wie du halt ogschafft hast.
I sags da, des is a ganz komoter Kerl. Erst haben wir über die Kreditkarte gesprochen, des haben wir jetzt endlich alles geregelt mit de Versicherungen und so weiter. Ja und dann samma ins Plaudern gekommen. Hast du gwusst, dass da Huber vorletzten Sommer beim Stockschützen-Turnier gwonnen hat? Wenn da Corona vorbei is, gemma mal zusammen zum Stockschiaßn. Muss i dann nachm Essen glei an Schorsch anrufen und ihm erzählen.“
„Du bist jetzt den ganzen Nachmittag beim Huber in da Bank gwesen und hast dei Schwester sitzen lassen?“
„Ja mei, des hab i halt dann vergessen. Schau i halt nächste Woche bei ihr vorbei, da muss i eh nochmal zum Huber. Wir miassn nämlich über unser Depot a mal drüber schauen und sein Stock wollt er mir dann a zeigen – den hat er selber präpariert.“
„Mei Sepp … Naja, wenigstens bist jetzt wieder besser drauf und wenn du die Banksachen regelst, is ma des a ganz recht.“
„Sigstas Vroni, da hat jeder was davon. Sag moi, hast du eigentlich immer no ned gelüftet, es riecht scho wieder so verbrannt?“
„Ohje – DIE SCHNITZEL SAN VERBRENNT!“ Multitasking missglückt – die Zweite.
Sepp zuckt mit den Schultern und meint: „Naja, dann bestell ma halt was. Da Huber hat gesagt, der Chinese in da Sommerstraße is ned schlecht – und man konn glei mit Kreditkarte online bezahlen! Ha!“